Warum ich mich unter der Woche eigentlich nicht verabrede.

Erinnert ihr euch noch daran, dass ihr euch während der Schul-, Studien- oder Ausbildungszeit quasi täglich mit jemandem zum Spielen, Schwimmen, Shoppen, Kaffee trinken oder einfach zum Abhängen getroffen habt? Und wisst ihr auch noch wie ihr das empfunden habt? War das ganz normal und euch war furchtbar langweilig, wenn ihr doch mal alleine zuhause gesessen habt? Aber wenn ihr daran denkt, heutzutage ständig etwas zu unternehmen und jeden Tag durch die Weltgeschichte springen und andere Menschen sehen zu müssen, überfordert euch das? Tja, dann herzlichen Willkommen im Club, euch geht es wie mir.

Bei mir war der Cut nicht ganz so hart, denn bereits in der Schulzeit wollte ich gar nicht jeden Tag verabredet sein. Ich habe immer schon gern Zeit für mich alleine gehabt, vor allem auch weil ich mich für Dinge interessiert habe, bei denen ich keine Gesellschaft gebrauchen konnte: lesen, zeichnen, schreiben. Nach der Schule wurden meine Verabredungen dann noch spärlicher, denn viele der alten Kontakte fielen weg und die neuen Bekanntschaften verteilten sich – Internet sei Dank – über ganz Deutschland. Es war also schlicht nicht möglich, sich mal eben auf einen Kaffee zu verabreden. Je älter ich wurde und je länger ich im Berufsleben stand, desto anstrengender empfand ich Verabredungen an Werktagen. Man hat schon acht oder neun Stunden lang geschuftet, will meistens einfach nur aufs Sofa und seine Ruhe haben und sich nicht noch über Gott und die Welt unterhalten, denn die Welt ist schon schlimm genug ohne dass man über sie spricht. Versteht mich nicht falsch, ab und zu kann das wirklich sehr schön sein, aber Zeit und Ort und vor allem meine Laune müssen stimmen.

Aber das, liebe Freunde, ist einer der größten Gründe, warum ich mich unter der Woche nicht gerne mit Leuten treffe: Die öffentlichen Verkehrsmittel rauben mir derart viel Zeit, dass ich Verabredungen in der besten Stimmung treffen und mich ganz arg auf sie freuen kann, aber letztendlich bleibt für sie viel zu wenig Zeit und ich bin am Ende einfach nur furchtbar spät zuhause und am nächsten Tag todmüde. Es ist definitiv besser geworden, seitdem sich im letzten Jahr mein Wohnort geändert hat. Jetzt wohne ich fast Tür an Tür mit meiner besten Freundin und ich verbringe auch in der Woche gern Zeit mit ihr. Nicht nur, weil ich mal eben rüber laufen kann, sondern auch, weil es mit ihr immer sehr entspannt ist und sich anfühlt als wäre ich zuhause. Doch ich habe ja auch Freunde aus anderen Orten und da geht es dann schon los. Mal eben Kaffee trinken in Düsseldorf? Hahahaha, nice try! Dank Streckensperrung bei der Bahn und Schienenersatzverkehr dauert es im Moment beinahe anderthalb Stunden, um in die Düsseldorfer Innenstadt zu gelangen. Ein nettes Abendessen in Köln? Siehe oben, gleiche Situation. Die umliegenden Kleinstädte per Bus und Bahn zu erreichen, ist teilweise noch schwieriger und die Fahrtzeiten entsprechend höher. Oder es fahren gar keine Busse mehr, weil abends ja niemand mehr durch die Gegend gondeln möchte. Kennt man ja, ab 20 Uhr sitzen alle Menschen vor dem Fernseher und sehen die Tagesschau. Zurück in die 80er.

Und so beschränken sich soziale Kontakte dann aufs Wochenende oder eben auch nicht, weil da jeder irgendwas vor hat und man nicht alle Menschen gleichzeitig sehen kann. Ich bin kein Mensch, der unbedingt ein Auto haben möchte, auch wenn ich weiß, dass es vieles leichter machen würde. Aber das Geld und der Wille fehlten einfach. Nun hat sich allerdings eine Gelegenheit ergeben, die ich nicht ausschlagen konnte, und nun könnte es sein, dass sich in absehbarer Zeit mein Mobilitätsproblem weitgehend erledigt. Ich möchte auf keinen Fall auf die öffentlichen Verkehrsmittel verzichten, aber die ein oder andere Situation wird wohl sicherlich wesentlich entspannter und weniger zeitintensiver daherkommen. Und vielleicht kann ich dann auch unter der Woche ein wenig mehr unter Menschen kommen. Wir werden sehen.