Herbstweh

Ich liebe diese Jahreszeit mit ihren gold-sonnigen Tagen, an denen die Welt bronze, kupfern und golden schimmert, mit ihren dunklen Stürmen, die tief hängende Wolken vor sich her treiben, und mit ihren nebelverhangenen Tagen, deren trüber Charme nicht selten eine melancholische Stimmung nach sich zieht. Ich liebe schummriges Licht und Kerzen im warmen Wohnzimmer, Wolldecken, heiße Schokolade und Kuschelkatzen auf meinem Bauch. In meinem Bekanntenkreis bin ich so ziemlich die einzige, die es schön findet, morgens im Dunkeln das Haus zu verlassen und abends im Dunkeln wieder zurückzukehren. Herbst ist für mich der Inbegriff von Entspannung und Gemütlichkeit. Auch wenn meist gar nichts gemütlich ist, weil man zu viel Stress hat oder der Freund Kerzen doof und übertrieben findet, hihi.

Dieses Jahr habe ich meine liebste Jahreszeit gar nicht so richtig mitbekommen. Aufgrund meiner seit zweieinhalb Monaten quasi nicht vorhandenen Arbeitssituation verlasse ich das Haus nicht allzu viel, beschäftige mich mit Jobsuche und Bewerbungen, ein wenig Haushalt, kreativem Schreiben und Videospielen. (Ja, ich neige dazu, mich einzuigeln, wenn es gerade nicht so super läuft. Lustigerweise fühle ich mich nicht ganz so sehr wie ein Versager, wenn ich wenig Kontakt mit Menschen habe.)

Heute Morgen sah ich aus dem Fenster und plötzlich wurde mir klar: Bald ist der Herbst vorbei. Dann zieht der Winter ein. Während für die meisten Menschen der Winter irgendwann Mitte Dezember beginnt, hält er bei mir bereits mit dem 1. Advent Einzug. Und der ist ja schon bald! Wo sind die letzten zwei, drei Monate nur geblieben? Mir kommt es so vor, als würde alles viel zu schnell und doch quälend langsam voranschreiten.

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