In unserer Leistungsgesellschaft ist der Energiehaushalt, den wir besitzen, irgendwie nur selten Thema. Wenn doch, dann geht es meist um sportliche oder arbeitstechnische Leistung, wie wir sie erhöhen können und welche Pausen wir einhalten müssen, um danach noch fitter zu sein und auf 100% laufen zu können. Schneller, weiter, höher, besser: Das ist es, worum es heutzutage geht. Keine Schwäche zeigen, keine Müdigkeit vorschützen, immer weiter, weiter, weiter!
Ich kann das nicht. Ich habe es versucht, jahrelang, und bin daran gescheitert. Zuerst fand ich das schlimm, denn ich wurde radikal ausgebremst und nicht jeder um mich herum hat das verstanden, nicht mal ich selbst. Plötzlich waren da Grenzen, die nicht sichtbar waren, dafür deutlich spürbar. Und diese Grenzen wollten eingehalten werden, auch wenn von außen ständig der Druck kam, sie zu ignorieren und niederzutrampeln. Über die Jahre musste ich also lernen, nicht nur mit meinen inneren Widerständen klarzukommen, sondern auch nach außen zu verteidigen, was ich als mein Inneres Sanktum bezeichne. Noch immer fällt mir das oft schwer, denn es bedeutet manchmal Rückzug, manchmal auch die Einsicht, nicht nur geben zu können, und von Zeit zu Zeit auch Ehrlichkeit oder Härte gegenüber anderen Menschen, wenn es um die eigenen Bedürfnisse geht.
Ich dachte sehr lange, dass mich dieses Thema nur beruflich betrifft. In den letzten Jahren merke ich aber immer mehr, wie wichtig Auszeiten und Rückzugsmöglichkeiten auch im privaten Bereich sind. Und wie viel schwerer es mir fällt, dort meine Grenzen zu ziehen. Insbesondere was die Familie angeht, ist die Kommunikation da manchmal schwierig. Ich kann nur schlecht einschätzen, ob Verständnis da ist oder ob man plötzlich angepisst reagieren könnte. Im Freundeskreis ist das leichter, ich weiß auch nicht genau, warum.
In der letzten Woche hatte ich Familienbesuch von meinem Vater, meiner Stiefmutter und ihrem Hund und sie sind auf dem örtlichen Campingplatz abgestiegen. Einerseits wegen des Hundes, denn mit meinen Katern zusammen in einer Wohnung, das geht einfach nicht. Andererseits haben sie ohnehin einen Wohnwagen und sind gern damit unterwegs. Wir haben wirklich ein paar schöne Tage miteinander verbracht, sind viel spazieren gegangen, haben miteinander gegessen, es gab Sightseeing… Aber allein durch die räumliche Trennung gab es auch genug Raum, um die Batterien wieder aufzuladen. An einem Nachmittag habe ich mich früher verabschiedet, weil ich das einfach brauchte. Und es war sehr angenehm, dass keine übertriebene Erwartungshaltung herrschte. Von keiner Seite.
So wünsche ich mir das immer. Dann brauche ich auch keinen Urlaub vom Urlaub, weil ich ohnehin dauerhaft entspannt bin.